Willkommen bei ISIT:ME
dem privaten Institut für männliche Kultur, Identitätsbildung und Entwicklung.
is it me?
Bin ich es?
Liegt es an mir?
Geht es nur mir so?
In diesen Übersetzungsmöglichkeiten aus dem englischen „is it me“ lassen sich essenzielle Fragen (nicht nur) zum Mann-Sein ableiten.
Die Fragen bleiben, die Zeiten ändern sich und jede davon hat ihre eigenen Herausforderungen und bedarf der Auseinandersetzung damit. Dabei ist heute vieles des Mannseins infrage gestellt, was lange Zeit Orientierung und Halt geboten hat – die Definition der Männlichkeit selbst, sowie die Rollenverteilung und der Art und Weise, wie diese in unserem Zusammenleben zu „erfüllen“ sind. Oder anders formuliert, wenn wir diese Fragen zu uns nehmen, welche Antworten haben wir Männer aus unserem Inneren heraus darauf?
Ein drastischer Kulturwandel der Geschlechterverhältnisse hat sich in Gang gesetzt, initiiert durch die Frauenbewegung, welche die, das bis dahin vorherrschende männlich geprägte Weltbild, verbunden mit der Abwertung der Frau, nicht mehr als gegeben hinnimmt. Das Weibliche hat das Zeitalter des Androzentrismus angezählt.
Für die Begegnung mit diesem verunsichernden Wandel gibt es kein Rezept, keine allgemeingültigen Antworten, so wie es sich vergleichsweise auch in der aktuellen Ernährungsforschung zeigt. Wir reagieren individuell, sei es auf stoffliche Nahrung, oder alles andere, was wir aus dem Außen „zu uns nehmen“ und meint all das, was unweigerlich auf uns einwirkt.
Eine der konstruktiven Möglichkeiten dem zu begegnen, ist es Räume zu kreieren, in denen Männern ein Erfahrungsraum eröffnet wird, wo jeder Einzelne seine eigenen Antworten auf die Herausforderung der Zeit selbst entdecken kann.
Dabei ist dieser Ansatz keine Erfindung der Neuzeit, vielmehr ist das Wissen darum in unserer Zeit eher verloren gegangen. In alten Kulturen haben Übergangs-Rituale einen wesentlichen Anteil in der Gesundheitsprävention eingenommen und waren tief in deren Kulturen verwurzelt. Heutige Überbleibsel solcher Rituale stellen sich dabei oftmals als sinnentleerte Feiern dar oder werden von Jugendlichen selbst initiiert, um ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln zu können, jedoch ohne erwachsene Führung, oder sie werden genutzt, um junge Menschen in den Bann bestimmter Interessengruppen hineinzuziehen.
Es scheint ein tiefes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und entsprechender Begleitung zu geben, welches in unserer Gesellschaft oftmals nicht oder nur unzureichend erfüllt wird.
Davon lässt sich auch ableiten, weshalb in der heutigen Zeit zunehmend natur-initiatische Rituale wiederentdeckt und angeboten werden. Dies jedoch mit der Möglichkeit der fehlenden Anbindung an unsere Gesellschaft, da kulturell nicht transformiert, oder der Überanpassung an unsere Kultur, sodass eine Handlung ohne die notwendige innere Haltung, ohne tiefere Verbundenheit zu deren Essenz, vollzogen wird und damit nur wenig Wirkkraft entfaltet.
Daraus ergeben sich u. A. folgende Fragen, mit denen wir uns seit längerem auseinandersetzen:
In welcher Form können natur-initiatische Rituale bei der Identitätsfindung des einzelnen Mannes, bezogen auf die (aktuell) persönlichen, sowie heutigen gesellschaftlichen Anforderungen an ihn, hilfreich eingesetzt werden, um (Lebens-)Übergänge begleiten und gestalten zu können?
Welche Möglichkeiten der Anpassung solcher Rituale bedarf es in der Neuzeit, welche davon sind förderlich für den Prozess und welche sind unverzichtbar, damit deren Wirkkraft nicht geschwächt wird?
Der Kultur-Begriff im Institutstitel:
Dieser bezieht sowohl den gesellschaftskulturellen Aspekt und dessen Wandel ein, wie er weiter oben schon angerissen wurde, als auch die Qualität und Konsequenz mit ein, wie sich Männer untereinander begegnen und in Kontakt gehen. Und beides wirkt dabei aufeinander ein.
Veränderung kann letztlich nur im Kontakt geschehen, daher stellen wir uns die Frage, wie ein nährender, unterstützender Kontakt zwischen Männern entstehen kann, jenseits von Kompensationsstrategien, Einzelkämpfertum, Erfolgsdruck und nicht selten damit verbundenem Konkurrenzdenken, sowie dessen Darstellung im Außen, der dies zu überwinden in der Lage ist? In unseren Seminaren zeigt sich häufig, dass diese Haltung keinen wesentlichen und vor allem keinen dauerhaft förderlichen Effekt auf das innere Befinden der Männer zu haben scheint.
Sich im Männerkreis öffnen zu können fällt nicht selten schwer, braucht oftmals Zeit. Das Vorbild erfahrener Männer, die sich im Vertrauen als „Vorreiter“ öffnen, kann diesen Prozess wesentlich beschleunigen. Wem es dann gelingt sich mit seinen vermeintlichen Schwächen zu zeigen, der erlebt oftmals eine tiefe Erleichterung, sowie eine Verbundenheit zu seinen „Mitstreitern“. Die Notwendigkeit einer Darstellung fällt allmählich ab.
Jedoch wie nachhaltig ist diese Erfahrung, wenn wir den geschützten Rahmen verlassen und wir im Alltag wieder all jenem begegnen, was uns mit hat Werden lassen, wie wir sind? Gelingt uns eine Zäsur, um unsere bisherige Reaktionsweise bewusst wahrnehmen zu können und anschließend den gewohnten Pfad verlassen und verändern zu können? Und ist dies überhaupt gewollt oder möchte sich der Einzelne in entsprechenden Seminaren vielleicht einfach „nur“ entlasten und stärken, um anschließend so weitermachen zu können, wie er es gewohnt ist, also gibt es einen Veränderungswunsch /-willen und welchen Preis hätte es möglicherweise, wenn dieser umgesetzt würde?
Unter Umständen kann dieser sehr hoch sein und soziale Stellung und/oder Partnerschaft zumindest infrage stellen, wenn nicht sogar gefährden. Neben dem Äußeren, geht es, vielleicht noch wesentlicher darum, dass hier die eigene Identität infrage gestellt ist. Daher geht es hier nicht um eine Wertung der jeweiligen Entscheidung, sondern diese überhaupt erstmal zu achten und zu würdigen – und im Weiteren zu erforschen, was für die persönliche Entwicklung des einzelnen hilfreich und förderlich sein kann, sowie, was es braucht, damit Entwicklungsschritte des Einzelnen möglich werden, auch wenn diese mit äußeren Risiken und innerer Destabilisierung verbunden sind.
Und in Zukunft?
Bei dem Rückgriff auf dieses alte Wissen unserer Vorfahren sei auch die Frage erlaubt, wie es gelingen kann, eigene, der Zeit entsprechende Rituale entwickeln zu können, vielleicht auch unter Einbeziehung der Digitalisierung. Diese zur natur-initiatischen Arbeit zunächst widersprüchlich klingende Idee gewinnt zunehmend an Relevanz, wenn wir uns vor Augen führen, wie viel Zeit die heranwachsende Generation(en) in diesen virtuellen Welten verbringen und sie damit auch zu deren eigener Natur wird. Ich möchte dies damit vergleichen, dass etwa Schamanen selbst psychoaktive Substanzen genutzt oder verabreicht haben, um den Zugang in andere Welten zu ermöglichen. Daher vermute ich, dass schon heute, ob gewollt oder nicht, in realitätsnahen Spielen, in denen Spieler innerhalb des Settings unterschiedliche Rollen in Form von Avataren eingenommen werden, initiationsähnliche Prozesse zumindest angestoßen werden können. Über deren Wirkung und Wirkkraft, sowie deren Nachhaltigkeit ist indes kaum etwas bekannt.
Auf der einen Seite verlagern sich grade jetzt psychotherapeutische Angebote vermehrt in die Online-Welt. Und bei der Behandlung von Phobien wird die neue Technik bereits erfolgreich eingesetzt, wie z. B. bei Höhenangst. Auf der anderen Seite werden nur wenige Sinne angesprochen, sodass eine vollständige Inkorporation zumindest fraglich erscheint.
Ob dieser Forschungsbereich sich in unserer Arbeit jemals widerspiegeln wird oder mehr zukünftigen Generationen und Projekten vorbehalten bleibt, ist dabei offen. Zurzeit fehlen uns dazu definitiv die Kompetenzen.
Ich danke Ihnen, dass Sie mir bis hierher gefolgt sind. Die hier gewählte Darstellung der Thematik stellt eine Einleitung dar und kann daher nur unvollständig sein. An anderen Stellen füllt sie unzählige Seiten an Literatur.
Ebenso birgt sie nur eine Auswahl an Aspekten in sich, die in unserer Arbeit zum Tragen kommen, da unsere unterschiedlichen Professionen eine Vielzahl an Betrachtungsweisen ermöglichen, weshalb hier eine Fokussierung auf einen „gemeinsamen Nenner“ angeboten wird. Auch dieser Blickwinkel verändert sich, je nach gewähltem Themenbereich und durch unsere persönliche Entwicklung.
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